Mit 16 sollte das Leben so richtig cool werden, findet Memo. Da passt die Offenbarung, dass der Mann, den er sein Leben lang für seinen Vater gehalten hat, gar nicht sein leiblicher Vater ist, absolut nicht ins Drehbuch. Sein Vater ist Türke und obendrein Lehrer – uncooler geht’s ja wohl nicht! Memo will wissen, was für ein Typ sein Erzeuger so ist, und stattet dessen Schule einen Besuch ab. Er schleicht sich in den Sportunterricht seines Vaters, wo ihn der nächste Schock erwartet, denn Atilla sitzt im Rollstuhl. Und auf den Unterricht des Rollstuhl-Paukers hat die Truppe um King Kongo, die dicke Gigi und Karate-Paul mal gar keinen Bock. Von wegen cooles Leben, denkt Memo, das ist reinstes Assi-TV und alles so was von unkühl, Alter! (Quelle)
Meine Meinung:
Adnan Maral ist den meisten von uns vermutlich vor allem als Schauspieler (z.B. in Türkisch für Anfänger) bekannt. Ich fand ihn bisher immer sehr sympathisch und den Klappentext seines ersten Jugendbuches total interessant.
“Lange stand ich vorm Spiegel. Sollte ich mir irgendwie die Haare stylen? So türkenmäßig? Andere Klamotten tragen? Schwachsinn, dachte ich. Ich war ich, ob mein Vater nun Türke oder Deutscher war.” (S. 109)
Wie muss es einem Jugendlichen gehen, wenn er nicht nur herausfindet, dass sein Vater gar nicht sein Vater ist, sondern er auch noch aus einem ganz anderen Kulturkreis kommt. Genauso ergeht es nämlich Memo in dieser Geschichte. Bei einem Streit zwischen seinen Eltern bekommt er mit, dass Erwin gar nicht sein leiblicher Vater ist. Memo fühlt sich verraten und belogen. Als seine Mutter ihm schließlich offenbart, dass sein Vater ein türkischer Skifahrer ist, möchte Memo ihn unbedingt kennenlernen.
So weit, so gut! Die Grundidee der Geschichte gefällt mir immer noch. Ich kann mir auch vorstellen, dass viele Jugendliche die Handlung gut finden. Die Frage nach der eigenen Identität ist schließlich immer brandaktuell. Aber – ja, es kommt ein großes Aber! – es hapert meiner Meinung nach sehr an der Umsetzung. Adnan Maral hat die Sprache der Jugendlichen untereinander sehr modern gehalten, sehr jugendlich – zu jugendlich! “Altah, Digger, Brudah, voll unkühl!” So redet Memo mit seinem besten Freund Bobo und das fast ununterbrochen. Ich arbeite als Lehrerin mit Jugendlichen zusammen und behaupte: Nein, Jugendliche sprechen nicht durchgehend so. Das ist absolut übertrieben und hat mich beim Lesen ziemlich gestört.
Dazu kommen noch zwei merkwüdige Nebenfiguren Douglas & Douglas, zwei Kleinganoven, die irgendwie gar nichts zur Handlung beitragen und mich nur genervt haben, denn verglichen mit ihren Unterhaltungen führen Memo und Bobo ausschließlich Gespräche auf sprachlich allerhöchstem Niveau.
Auch die Geschichte selbst konnte mich zum Ende hin nicht mehr wirklich überzeugen. Der Schluss ist mir zu wenig differenziert und zu simpel gehalten. Schade!
Das Beste an “Super unkühl, Alter!” ist die Grundidee der Geschichte. Die gefällt mir auch nach wie vor gut. Auch Memo ist ein nicht unsympathischer Ich-Erzähler. Der Rest konnte mich allerdings gar nicht überzeugen: Vor allem die gewollt jugendliche Sprache fand ich sehr anstrengend, so dass ich nur 4 von 10 Sternen vergeben kann.
Super unkühl, Alter! – Adnan Maral – Klappbroschur – 256 Seiten – 14,99 € – ISBN: 978-3-570-17153-0 – erschienen: September 2015 (cbj) – Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Einsortiert unter:04 Sterne, Jugendbuch Tagged: Adnan Maral, cbt/cbj, Identität, Jugendbuch, Rezension, Super unkühl Alter